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Rathaus-Neubau Rottach-Egern

Herzlichen Dank für die Teilnahme an der Abstimmung.

Die Rottacher Bürger haben mit einer Wahlbeteiligung von 57% ihr Votum abgegeben. 54,5% stimmten für den Neubau!

Wir hoffen auf ein gutes Miteinander aller.

Das Rathaus Rottach-Egern in drei Epochen

Gästehaus Valerie 1865

Das Rathaus Rottach-Egern wurde 1865 von Korbinian Enterrottacher als landwirtschaftliches Gebäude erbaut. Am 25.8.1887 kaufte Maria Louise Gräfin Larisch das Haus. Unter ihr, wurde das Haus wegen ihres aufwändigen Lebensstils, mit Hypotheken belastet. Die Villa Valerie kam in die Hände der Geldleiher aus München, von denen sie am14. März 1927 Bürgermeister Felix Bachmair um 63.000 Reichsmark für die Gemeinde erwarb.

Quelle: Kisslinger Chronik

Gästehaus Valerie, umgenutzt zum Rathaus bis ca.1958

Das aktuelle Rathaus

Das aktuelle Rathaus ist 1957 durch einen massiven Umbau des seinerzeitigen Rathauses entstanden. Von der ursprünglichen Villa Valerie blieben nach dem Umbau lediglich die äußeren Mauern über. Der Dachstuhl, die Holzvertäfelung des dritten Stockwerks, Balkone, Fenster etc., wurden zugunsten eines Zweckbaus entfernt und in neuer Gestaltung ersetzt.

Der ortsuntypische Turm wurde ca. 1960 ergänzt, um den Anbau an der Südseite des Gebäudes zu verdecken. Er hat keine weitere Funktion und ist von eher minderer baulicher Qualität.

Fragen und Antworten zum Rathaus-Neubau

1. Die Entscheidung – warum hat sich der Gemeinderat überhaupt mit dem Projekt „Rathaus“ befasst?

Die bauliche Situation des Rathauses war bereits in mehreren Generationen von Gemeinderäten immer wieder Thema von Diskussionen und Forderungen. Obwohl der damalige Gemeinderat in 2009 eine Schönheitskur für das Rathaus in Auftrag gegeben hatte (vgl. Tegernseer Zeitung vom 11.3.2009), war das Thema trotzdem noch immer drängend.

In 2021 wurde dann die Gesamtsituation der Gemeinde als geeignet angesehen, dieses große und wichtige Projekt grundsätzlich in Angriff zu nehmen. Viele bedeutende Großprojekte (u.a. die Grundschule, das Feuerwehrhaus, die Turnhalle mit Tiefgarage, das Seeforum, der Bauhof, umfangreiche Wohnungsneubauten und -sanierungen) wurden erfolgreich durchgeführt, die finanzielle Ausstattung war und ist weiterhin gut bis sehr gut und der Gemeinderat brachte den Mut auf, sich dieses Themas intensiv anzunehmen.

2. Wie hat der Gemeinderat die Historie des Gebäudes beurteilt?

Der Ursprung und die Historie des Gebäudes ist bereits dargelegt (siehe Fotos aus den Epochen). Das Rathaus steht nicht unter Denkmalschutz und wird es auch aufgrund seiner stark veränderten Substanz in Zukunft nicht sein. Der Gemeinderat hat dazu die Einschätzung der unteren Denkmalschutzbehörde eingeholt. Obwohl der Gemeinderat selbstverständlich die Bedeutung einer „vertrauten Ansicht“ anerkennt, ist es doch Tatsache, dass in der 1000-jährigen Geschichte unseres Ortes nur die jetzt lebende Generation das Gebäude in der heutigen Form kennt. Mit Bedacht für die Erhaltung unseres Ortsbildes, aber eben auch unvoreingenommen und objektiv betrachtet, sind weder Turm noch Rathausgebäude historische Wahrzeichen unserer Gemeinde. Insofern bestand und besteht für den Gemeinderat keine objektive Grundlage, die Erhaltung des Rathauses in der aktuellen Form als zwingende und absolute Vorgabe für die Entscheidungsfindung zu betrachten.

3. Welche Anstrengungen hat der Gemeinderat unternommen, um die Abwägung „Sanierung versus Neubau“ verantwortungsvoll treffen zu können?

Der Gemeinderat hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, mit deren Hilfe die Abwägung „Sanierung versus Neubau“ fundiert getroffen werden konnte. Die Machbarkeitsstudie wurde mehrfach nach intensiven Diskussionen verändert, erweitert und ergänzt. Sie umfasste am Ende vier Varianten mit ersten groben Planungsvorschlägen und Kostenschätzungen. Grundsätzlich gilt für solche komplexen Entscheidungen immer: es gibt kein eindeutiges „So oder So“, kein „Schwarz-Weiss“ oder „Nur so ist es richtig“, sondern es handelt sich immer um vielfältige Priorisierungen und Abwägungen. Dieser umfangreichen und verantwortungsvollen Arbeit hat sich der Gemeinderat in vielen, vielen Stunden angenommen.

4. Hat der Erhalt der aktuellen Fassade eine Rolle bei der Diskussion gespielt?

Ja, der gesamte Gemeinderat argumentierte für den Erhalt, aber in der Gesamtabwägung war der gesamte Gemeinderat der Überzeugung, dass ein Neubau für Rottach-Egern die sinnvollere, nachhaltigere und langfristig kostengünstigere- und -sicherere Variante ist. Im Verhältnis zu den Vorteilen eines Neubaus treten die Argumente für den Erhalt des Turms und für eine Sanierung in den Hintergrund (vgl. auch nächste Frage).  

5. Was waren die entscheidenden Gründe für einen Neubau und für die Ablehnung einer Sanierung?

Die Gründe für die Entscheidung des Gemeinderats sind:

  • Umfassender Sanierungsbedarf: Wir würden hier, wie 1957, von einer weiteren Kernsanierung sprechen. Elektro-, Wasser-, Abwasserleitungen, Fenster, Böden, Decken, Brandschutz, Dämmung, umfassend behindertengerechte Räume, Klimatisierung, Dach – es würde wohl nicht viel mehr als ein Skelett von wenigen (ungedämmten) Wänden mit einem negativ ausgefallenem Schadstoff-Gutachen stehen bleiben, deren Fensteröffnungen zudem noch zu klein sind.
  • Hohes Kostenrisiko einer Sanierung (siehe nächste Frage)
  • Die Gebäudequalität eines Neubaus ist grundsätzlich höher als die eines sanierten Altbaus.
  • Ein Neubau ermöglicht auch den technisch besten Umstieg auf erneuerbare Energien
  • Der Neubau ermöglicht den öffentlich vorgetragenen Wunsch nach einem größeren Vorplatz, eine Unterkellerung, eine Tiefgarage sowie den Erhalt und die ober- und unterirdische Erschließung des hinteren Grundstücks für Folgegenerationen.

6. Warum hat das mit einer Sanierung verbundene Kostenrisiko eine starke Rolle bei der Entscheidung für einen Neubau gespielt?

Die Gemeinde Rottach-Egern und der aktuell im Amt befindliche Gemeinderat haben umfangreiche Erfahrungen mit Sanierungsprojekten (z.B. Seeforum, Radolinhaus, Gsotthaber Hof, Falianhaus). Wie auch bei vielen privaten Bauherren bringt eine Sanierung sehr häufig eine erhebliche Kostensteigerung zwischen den anfangs veranschlagten Kosten und den dann tatsächlich anfallenden Kosten mit sich. Nicht selten kann es dabei auch um Verdoppelungen gehen, weil die Probleme erst im Laufe des Sanierungsprozesses erkannt werden können.

Im Gegensatz zu solchen erheblichen und kaum prognostizierbaren Kostenrisiken werden die Kosten im Laufe einer Neubauplanung von Phase zu Phase sicherer. Bei den jüngst durchgeführten Neubauten der Gemeindehäuser in Ellmösl oder auch z.B. bei der Turnhalle konnte der veranschlagte Kostenrahmen fast punktgenau eingehalten bzw. sogar unterboten werden.

7. Welche Ziele verfolgt die Gemeinde mit der Neubau-Planung?

Wir möchten eine attraktive und einladende Atmosphäre für Bürgerinnen, Bürger und Gäste sowie zeitgemäße Arbeitsbedingungen für die kommunalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen.

8. Wo soll das neue Rathaus auf dem Grundstück stehen und warum? 

Das neue Rathaus soll im östlichen Bereich des Grundstücks stehen, damit der westliche Bereich für eventuell spätere Bautätigkeiten (z.B. Wohnungsbau) zur Verfügung steht. Der rechtzeitig vorgestellte Vorschlag des Verkehrs- und Verschönerungsverein Rottach-Egern e.V. wurde so umgesetzt.  Diesem entsprechend sind wir von der Bundesstraße abgerückt und haben so einen Vorplatz eingeplant. Leben, Brauchtum und Kultur finden hier Platz.

Die blaue Markierung zeigt den Grundriss des jetzigen Rathauses.

9. Welche Grundfläche wird das neue Rathaus umfassen und wie ist das Verhältnis zum bestehenden Rathaus? 

Das geplante neue Rathaus ist knapp 3m kürzer und 1m bis knapp 4m schmäler als der Bestand:

Die rote Markierung zeigt den Grundriss des jetzigen Rathauses.

10. Warum ist dem Gemeinderat der Erhalt des hinteren Grundstückes für spätere Generationen so wichtig?

Schaffung von Wohnraum ist eines unserer Kernthemen. Bereits bei der Planung der Tiefgarage für den Rathaus-Neubau wurde eine spätere Anbindung eines möglichen Gebäudes im westlichen Bereich vorgesehen. Im Falle einer Sanierung mit Anbau im Westen (Variante 4) fiele das Grundstück größtenteils den erforderlichen Stellplätzen zum Opfer.

11. Wie soll die neue Rathaus-Fassade aussehen?

Die Fassade des neuen Rathauses folgt unserem örtlichen Baustil, ist aber als Funktionsgebäude erkennbar. Holz und Mauerwerk erinnern gemeinsam mit dem Baukörper an die alte Villa Valerie. 

12. Welche Räume und Funktionen sind in den Stockwerken des neuen Rathauses geplant?

Im barrierefreien Erdgeschoss des Neubaus befinden sich im Eingangsbereich die Touristinfo, das Einwohner-Meldeamt, das Treppenhaus, der Aufzug, ein Lager- sowie ein EDV- und ein Rentenberatungszimmer. Auch sanitäre Anlagen sind geplant, diese werden auch außerhalb der Öffnunszeiten des Rathauses öffentlich zugänglich sein.

Im ersten Obergeschoss befindet sich die Hauptverwaltung, Vorzimmer von Bürgermeister und Geschäftsführung, die Finanzverwaltung, Personal- und Besprechungsraum, Gewerbe- und Sozialamt sowie sanitäre Anlagen.

Im zweiten Obergeschoss werden die Bauverwaltung (Technik, Radverkehr, Liegenschaften, Leitung, Verkehrsreferat, Archiv), Trauzimmer und Sitzungssaal sowie weitere Sanitäranlagen untergebracht.

Im Untergeschoss befindet sich die Tiefgarage mit 28 Stellplätzen, davon zwei behinderten-gerecht ausgeführt. Zusätzlich werden dort die HLS-Technik, Haus-Technik ein Lagerraum sowie ein Serverraum untergebracht.

13. Welche Rolle spielen die sog. Verkehrsflächen in der Planung?

In der Planung sind Freiflächen im Eingangsbereich für Gäste, Vereine und Bürger vorgesehen. Bei weit mehr als 100 Trauungen pro Jahr wird dieser Raum im EG sowie vor dem Sitzungs- und Trauungssaal dringend benötigt. Im aktuellen Rathaus besteht hierfür keine Möglichkeit.

14. Welche Energieversorgung plant die Gemeinde für das neue Rathaus?

Die komplette südliche Fläche des Rathaus-Satteldachs wird mit einer in die Dachfläche integrierten Photovoltaik-Anlage ausgestattet. In Verbindung mit einer Grundwasser/Wärmepumpe und einer Rückfallebene auf elektrischer Basis kann das Rathaus über alle Jahreszeiten energieeffizient und zukunftsfähig betrieben werden. Damit leistet die Gemeinde einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort.

15. Warum plant die Gemeinde eine Tiefgarage und warum will sie ihre eigene Stellplatz-Ordnung einhalten?

Nur in Verbindung mit einer Tiefgarage ist der Stellplatzschlüssel zu erfüllen und gleichzeitig der westliche Bereich des Grundstücks für etwaige spätere Baumaßnahmen zu erhalten. Als Gemeinde haben wir hinsichtlich der Umsetzung der Stellplatz-Ordnung auch eine Vorbildwirkung zu erfüllen.

16. Die Kosten

Für den geplanten Neubau inkl. Abriss des Bestandsgebäudes, Planungskosten, sowie das komplette Inventar des neuen Rathauses sind gegenwärtig vom Architekturbüro Knerer&Lang Gesamtkosten in Höhe von 10 Mio. € berechnet (Stand Dezember 2023). Durch die Berechnung ist nur eine geringe Abweichung zu befürchten, während für eine Kostenschätzung (Sanierung ca.7,2Mio) Abweichungen von 30% (ca.9,36Mio) normal sind. Somit wäre eine Sanierung mit dem Gebäude am falschen Standort, ohne Tiefgarage, mit schlechterer Gebäudequalität und energetischen Werten, ohne Inventar und inklusive des Verlustes des westlichen Gründstücks für die Stellplätze keine Option.

Im Übrigen sind beim Neubau aber auch bei der Sanierung die Vergaberichtlinien einzuhalten. Hier ist in §6 Abs.1 VOB/A klar geregelt, dass ein Wettbewerb nicht auf eine bestimmte Region beschränkt werden darf. Das bedeutet, dass beim Neubau, aber auch bei der Sanierung, nicht gewährleistet werden kann, dass die Aufträge an ortsansässige Firmen vergeben werden können.

Verantwortungsvoll mit Steuergeldern umzugehen heisst auch Risiken zu minimieren.

Die Gemeinde Rottach-Egern kann die Finanzierung komplett aus Rücklagen finanzieren, es ist keine Kreditaufnahme notwendig.

17. Was ist bereits geschehen?

  • Europäische Architekten-Ausschreibung
  • Architektur-Leistungsphasen 1,2,3 und teilweise 4.
  • Fachplanungen Heizung/ Lüftung/ Sanitär, Elektroinstallation, Außenanlagen, Statik, Bauphysik und Akustik.
  • Abschluss von Verträgen für die übergangsweise Auslagerung des Rathauses (Personal und Material)

18. Welche Kosten sind bisher angefallen?

Bis dato sind rund € 450.000* für Architekten, Fach- und Objektplaner für deren durchgeführte Arbeiten angefallen. Dieser Betrag ist bezahlt und verbucht. Die entsprechenden Aufträge wurden bereits deutlich vor der Sommerpause 2023 erteilt. Danach wurden keine weiteren Aufträge mehr erteilt oder Ausschreibungen initiiert.

* In der Informationsveranstaltung vom 26.9.23 wurden € 500.000 als bereits verausgabte Kosten genannt. Diese Zahl bezog sich auf die damals bereits beauftragten Leistungen und die zu diesem Zeitpunkt vorliegende Kostenschätzung. Im Rahmen der nun vorliegenden, gesicherteren Kostenberechnung hat sich herausgestellt, dass die Nebenkosten (Kostengruppe 7) als Basis für die Leistungsabrechnungen zu hoch angesetzt waren.

19. Fazit

Wir, der gesamte Gemeinderat, unternehmen sehr große Anstrengungen, um komplexe Sachfragen so gut wie möglich zu entscheiden und dabei die Meinungen von zwanzig sehr unterschiedlichen Gemeindevertreterinnen und -vertretern zu berücksichtigen. Wir nehmen alle unsere Verpflichtungen gegenüber der Bürgerschaft wahr und sehr ernst und hoffen, den Weg für unsere Entscheidung zugunsten eines Rathaus-Neubaus auf dieser Webseite verständlich und nachvollziehbar dargestellt zu haben. 

Die Fraktionsführer Gabriele Jaskolla (FW), Margit Lehnerer (SPD), Alexandra Wurmser (CSU), Thomas Tomaschek (Grüne), Stefan Niedermaier (BLITZ)

Wir bitten Sie, am 4. Februar 2024 von Ihrem demokratischen Privileg Gebrauch zu machen und beim Bürgerentscheid/ Ratsbegehren für den Rathaus-Neubau zu stimmen.